Heereszeugamt

karte heereszeugamt

Gebäudekomplex des Heereszeugamtes - alliierte Karte nach Luftbildern - ca. 1944

1943 Luftbild Heereszeugamt

Auf diesem undatierten alliierten Luftbild sind neben den zentralen Gebäuden in der Mitte, auch links oben im Wald und rechts die Baracken-Unterkünfte von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern zu erkennen.

Die Geschichte des Heereszeugamtes (HZA) in GÜSTROW - PRIEMERBURG lässt sich nur sehr unvollständig rekonstruieren. Durch die völlige Vernichtung des gesamten Aktenbestandes des Reichsarchivs Potsdam 1945 sind keine originalen Quellen dazu überliefert. Da derartige Projekte der militärischen Geheimhaltung unterlagen, sind auch Hinweise in zivilen, lokalen Dokumenten und Fotografien der Objekte nur selten aufzufinden. Ursprünglich war das Heereszeugamt für den 1921 eingerichteten Wehrkreis II (in dem Mecklenburg vollständig lag) in STETTIN angesiedelt. Heereszeugämter waren Dienststellen des Heeres, die die in ihrem Wehrkreis erzeugten Produkte von der Industrie abnehmen sollten. Die Rüstungsgüter wurden mit den Aufträgen verglichen, auf Toleranzen überprüft und auf Funktion getestet. Durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages war im Bereich des Wehrkreises II aber die Produktion von Waffen und militärisch genutzten Gütern untersagt. Bis 1933 war das Heereszeugamt Stettin also in erster Linie mit der Instandhaltung und Wartung des mengenmässig limitierten Kriegsgerätes der verbliebenen Garnisonen befasst. Wann genau der Beschluss zur Verlegung des Heereszeugamtes nach GÜSTROW erfolgte und welche Beweggründe dazu führten, ist derzeit nicht dokumentiert. Möglicherweise war der Plan zum Aufbau eines grösseren und moderneren Komplexes für die zügig geplante Remilitarisierung des Deutschen Reiches hier leichter umzusetzen. Andere Quellen vermuten eine Verlegung aus strategischen Gründen. Auch die zeitlichen Abläufe des Aufbaus liegen noch im Dunkeln. Das Objekt selbst taucht in den Güstrower Adressbüchern natürlich genausowenig auf wie die ab 1934 aufgebaute MUNA. Allerdings sind 1937 mehrere Offiziere, ein Sekretär und ein Pförtner in einem Objekt des Reichs-Wehr-Fiskus in Primerburg verzeichnet.1 Also war das Heereszeugamt zu diesem Zeitpunkt zumindest teilweise in Betrieb. 1941 wird als Vorstand des HZA ein Oberstleutnant Hellmich genannt, er war dies offenbar zwischen Sept. 1940 und Sept. 1943.2,3 Der Komplex bestand aus einer Vielzahl von Lagerhallen und Werkstätten für unterschiedlichste Waffengattungen und verfügte über einen Gleisanschluss. Dazu gehörten offenbar auch einige Unterkünfte sowie mit dem Beginn des Krieges auch Baracken für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Insgesamt sollen etwa 2.000 Offiziere, Soldaten, Feuerwerker, zivile Beschäftigte und ausländische Arbeitskräfte in dem Komplex gearbeitet haben. Die Heereszeugämter organisierten die Verteilung von Waffen und Ausrüstungsgegenständen per Eisenbahn an die jeweiligen Frontverbände. Aufgrund der Bedeutung für den deutschen Frontnachschub griffen anglo-amerikanische Bomberverbände im Herbst 1944 und Frühjahr 1945 Heereszeugämter und Bahnhöfe der jeweiligen Städte an. So wurde auch das Heereszeugamt in PRIEMERBURG bei einem Bombenangriff am 7. April 1945 vollständig zerstört. Auf Grund der Warnung des zuständigen Luftschutzleiters gelang es offenbar einem Grossteil der Beschäftigten sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.4 Genaue Opferzahlen liegen nicht vor. Auf den Ruinen des Heereszeugamtes wurde ab Mitte der 1950er Jahre der VEB Landtechnisches Instandsetzungswerk (LIW) errichtet. Einige dieser Bauten werden heute noch durch verschiedene Gewerbebetriebe genutzt.

1942 HZA Fernsicht

Blick auf das Heereszeugamt aus Richtung INSELSEE


  • 1942-F-HZA-001Heereszeugamt
  • 1942-F-HZA-002Heereszeugamt

Ruinen des Heereszeugamtes 1953 / Bild-Quelle: Landesamt für innere Verwaltung - Amt für Geoinformation, Vermessungs- und Katasterwesen Mecklenburg-Vorpommern


Quellen:

  1. Adressbuch Güstrow 1937
  2. Bundesarchiv RH14/46
  3. Das deutsche Heer, 1939-1945, Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung, Volume 3, 1956
  4. Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, Volumes 33-34, 1969, S. 150