Altdeutsche Bierstube "Kniesenack"

Altdeutsche Bierstube Kniesenack, Brauerei, Am Berge 39

In direkter Nachbarschaft der Kniesenack-Brauerei erfolgte der Ausschank der eigenen Marken 'Kniesenack' und 'Paternoster'. Das Bier gelangte direkt aus der hinter dem Haus liegenden Brauerei mittels Kupferleitung an den Tresen. Das Lokal gehörte im 20. Jahrhundert sicher zu den urigsten und beliebtesten Kneipen der Stadt, sicher auch wegen des hier ausgeschenkten Bieres. Das Haus war eigentlich das Wohnhaus der Brauereibesitzerfamilie (bis 1916 Müller, danach Sagemüller) und stammt in der Grundsubstanz aus der Renaissancezeit um 1600. Die heute rekonstruierte, klassizistische Fassade wurde 1806 bei einem Hausumbau vorgesetzt. Seit den 1920ger Jahren war Frieda Hübner, geboren Schuldt, Pächterin des Lokals. Ihre individuelle Art das Geschäft zu führen machte sie zu einem Güstrower Original und verschaffte dem Lokal den Beinamen Bei Mutter Hübner. Ab etwa 1935 übernahm dann ihr Sohn Erich Hübner mit seiner Frau das Lokal. Der Zugang erfolgte über einen langen Gang im Erdgeschoss. Zunächst betrat man das grössere Gastzimmer (hier mehrfach abgebildet). Der grosse runde Tisch war der sogenannte Stammtisch. An den Wänden gab es Borde mit altem Zinngeschirr, das aus dem Oldenburgischen Familienbesitz der Sagemüller's stammte. An den grossen Raum schloss sich der kleine Schankraum mit weiteren Tischen und Stühlen an. Seitwärts gab es noch ein kleines Zimmer mit einem Biedermeier-Sofa, Tisch und einigen Stühlen. Dies war die später so berühmte Hölle, vorbehalten besonderen Stammgästen. Hübner führte das Lokal bis 1958. Danach wurde es von der HO (Handelsorganisation) weiter betrieben. Die Brauerei war in diesen Jahren genauso verstaatlicht und dem Getränkekombinat angeschlossen.  Wie viele andere historische Gebäude schritt auch hier der Verfall fort, Instandhaltung und Sanierung fanden kaum statt. Daher war auch dieses Haus mit der Wende von Baufälligkeit bedroht. So war bei der Sanierung 2011/12 das Hinterhaus (Kemladen) nicht mehr zu retten. Heute dient das Gebäude ausschliesslich Wohnzwecken.

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