Dettmannsdorf

1924 - Güstrow - Lageplan Dettmannsdorf
Strassenplan von 1924

Die sogenannte Dettmannsche Siedlung war die erste Arbeitersiedlung Mecklenburgs. Fritz Dettmann (1880-1965), der Mitinhaber der Türen- und Fensterfabrik Böckmann & Co. in der NEUEN STRASSE, wollte seine Arbeiterschaft auf eigenem Grund und Boden sesshaft machen und ihnen den Gemüseanbau und die Kleintierhaltung ermöglichen. Dettmann kaufte 1908 das Bauland von der Stadt Güstrow und ab April 1910 entstanden nördlich der NEUKRUGER STRASSE die ersten Häuser dieser sogenannten Kleinhaussiedlung, die im September 1910 bezugsfertig waren. Bis 1911 wurden 20 Häuser fertiggestellt, weitere 15 kamen bis 1913 dazu. Schon 1912 hatte Dettmann seine "Dettmannsche Stiftung" gegründet, die für den Ausbau der Strassen und die Aufstellung von Laternen in dem Gebiet sorgte. Auch die Anlage von Grünflächen und ihre Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern übernahm sie. Der erste Weltkrieg brachte die Bautätigkeit zum erliegen. 1918 versuchte Fritz Dettmann mit der Gründung des "Gemeinnützigen Bauverein" sein Projekt voran zu treiben. So konnten 1919 weitere 8 Häuser an der NEUKRUGER STRASSE entstehen. Zudem begann man mit der Bebauung des geplanten Dorfplatzes (später manchmal als Markt bezeichnet). Neben dem Dorfgemeinschaftshaus  entstanden hier Doppelhäuser in Holzbauweise aus Dettmanns eigener Firma. Sein Unternehmen mit etwa 300 Mitarbeitern war damals der größte Betrieb der Stadt; viele von ihnen konnten sich im heutigen Stadtteil DETTMANNSDORF den Traum vom preiswerten Eigenheim verwirklichen.  1920 folgten weitere neue Doppelhäuser am HASENHÖRN und ZIEGELEIWEG. In den folgenden Jahren stellte die Stadt ostwärts neues Bauland unentgeltlich zur Verfügung, auf dem der damalige Stadtbaudirektor und Architekt Martin Eggert weitere 38 Häuser plante. Der Ausbau der Strassen und ihre Begrünung erfolgte hier erst nach und nach. Ab 1928 begann die gemeinnützige Baugesellschaft "Selbsthilfe" an der WENDENSTRASSE mit dem Bau von zweigeschossigen Reihenhäusern mit insgesamt 40 Wohnungen. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Ausbau dieser Siedlung weiter voran getrieben. Es entstanden vor allem sogenannte Reichs-Heimstätten-Häuser in Ziegelbauweise, die sich trotz unterschiedlicher Entwürfe von Aussen kaum unterschieden. Nordwärts wurde der IGELWEG erschlossen und 1937/38 entstand die Wilhelm-Gustloff-Schule. Die Planung reichte bereits damals bis an die ROSTOCKER CHAUSSEE heran. Zunächst entstanden jedoch u.a. an der WENDENSTRASSE noch etliche sogenannte Volkswohnungen in Mehrfamilienhäusern, um die Familien der Offiziere aus den zahlreichen militärischen Einrichtungen unterbringen zu können. 1938 wurde auch das Gelände westlich des SUCKOWER GRABEN durch den Reichsarbeitsdienst aufgefüllt, so dass auch diese Strassenseite bebaut werden konnte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Wohnungsnot vor allem mit dem Bau von grösseren Mehrfamilienhäusern begegnet. So entstanden im Randgebiet von DETTMANNSDORF in der NEUKRUGER STRASSE auf dem Exerzierplatz der Kasernen ab 1955 die ersten neuen Bauten und die Kasernen an der ROSTOCKER CHAUSSEE wurden zu Wohnungen. Einfamilienhäuser wurden erst ab 1972 wieder häufiger errichtet, so begann zunächst der Bau von Doppelhäusern an der WILSENSTRASSE zur Förderung kinderreicher Familien. Neue Einzelhäuser entstanden dann am DISTELWEG und an der NIKLOTSTRASSE. Ab 1974 wurden am WALDWEG 19 Häuser erbaut. Ab 1979 entstand eine Anzahl zweigeschossiger Reihenhäuser an der PRIMER STRASSE. Im Osteil der NIKLOTSTRASSE erbaute man jedoch ab 1975 erste Wohnblöcke, denen dann 1982 nordwärts der Aufbau eines neuen Neubau-Block-Gebiets folgte, des späteren DISTELBERG. DETTMANNSDORF ist bis heute ein beliebtes Wohngebiet, in dem auch nach der Wende noch etliche Baulücken geschlossen wurden. Zudem entstanden in nördlicher und nordwestlicher Richtung am HENGSTKOPPELWEG und am STETTINER TEICH auch völlig neue Einfamilienhaus-Gebiete.



1959 - Güstrow - Dettmannsdorf
Strassenplan von 1959
1981 - Güstrow - Dettmannsdorf
Dettmannsdorf und Umfeld 1981 - vor Beginn der Distelberg-Erschliessung