Villa Maria

Kartenansicht um 1880

Vor dem Ortseingang der Stadt GÜSTROW, unweit der heutigen Chaussee in Richtung STERNBERG und SCHWERIN liegt auf einer Anhöhe das Landgut "Villa Maria", manchmal auch einfach nur "Villa Marie" genannt. 1877 taucht das Anwesen erstmals unter dieser Bezeichnung in einem Adressbuch auf. Der erste Ausbau zur spätklassizistischen Villa erfolgte wohl ab 1875 für den Schriftsteller Wilhelm Paul Graff (1845-1904). Graff war 1885 erster Übersetzer von Leo Tolstois Roman "Anna Karenina" ins Deutsche. Er verfasste auch Dramen, epische Dichtungen und Jugendliteratur. Vermutlich wurde erst nach seinem Tod unter dem Besitzer A. Winkelmann in "Villa Maria" ein Kaffeegarten eingerichtet. Durch die schöne Lage im Hügelland zwischen mehreren kleinen Seen entwickelte sich das Lokal zu einem beliebten Ziel der Sonntagsspaziergänger. Diese Ära endete um 1920, als der Produktenhändler Carl Friedrich Voss das Anwesen erwarb. Bereits sein Vater Heinrich Voss hatte es mit dem Sammeln und dem Weiterverkauf von Altwaren, vornehmlich von Lumpen und Alttextilien, zu einigem Wohlstand gebracht. Umgangssprachlich war das Unternehmen den Güstrowern lange unter dem Namen "Lumpen-Voss" oder auch "Plünnen-Voss" ein Begriff. Wohnung und Firma hatte sich ursprünglich in der SCHWERINER STRASSE 24 befunden. Nachdem "Villa Maria" 1924 durch den Güstrower Architekten Martin Eggert in expressionistischem Stil umgebaut und modernisiert worden war, zog Carl Friedrich Voss mit seiner Familie in das Anwesen vor der Stadt. 1952 wurde die Familie enteignet und das Haus über die DDR-Jahre weiter zu Wohnzwecken genutzt. 1995 erfolgte die Rückgabe an die Erben, die das Anwesen in den folgenden Jahren sanierten.