Kartenausschnitt von 1880 (ÖVELGÖNNE und GREMMELIN)
Ursprünglich war das Haus in Övelgönne (auf frühen Karten auch Abel-Günde, später manchmal auch Övelgünne genannt) nur Unterkunft für einen der städtischen Holzwächter, die von hier und vom westlichen Forsthof PRIMERBURG den Holzeinschlag, die Jagd und die Viehweidung im der Stadt Güstrow gehörenden Waldstück PRIMER kontrollierten. Erstmals schriftlich erwähnt wird Övelgönne 1685 mit der Verpachtung an den Holzwärter Johann Griese. Ab etwa 1897 betrieb der Pächter aber neben der Landwirtschaft auch einen kleinen Ausschank für Wanderer, der im Laufe der Jahre bei den Güstrower Bürgern sehr beliebt wurde. Als erster begann wohl der Holzwärter Heinrich Rüsch hungrige Ausflügler mit Butterbroten, Kaffee und Bier zu versorgen. Er war scheinbar so erfolgreich, dass nach seinem Tode 1924 die Gebäude nicht mehr als Försterwohnung, sondern als Gastwirtschaft verpachtet wurden; zunächst bis 1925 an seinen Bruder Friedrich Rüsch. Ihm folgte der Pächter Marwedel, der 1926 am westlichen Giebel des Haupthauses eine Veranda anbauen liess. Letzter Gastwirt in Övelgönne war Otto Kröger, der von 1927 bis 1934 Pächter des Anwesens war. Es bestand aus dem Wohnhaus mit Veranda, einem Wirtschaftsgebäude, einem Stallgebäude für Viehhaltung und Futterlagerung und einem etwa 6 Morgen großen Stück Ackerland mit Garten. Anfang der 1930ger Jahre konnte man sogar mit dem Bus nach Övelgönne gelangen. Viele Ausflügler nutzten aber auch die Eisenbahn bis PRIMERBURG oder KLUESS um dann zu Fuss durch den PRIMER nach Övelgönne zu wandern. Auch die Offiziere des in Güstrow stationierten Artillerieregiments machten auf den Waldwegen gerne einen Ausritt. In den Sommermonaten wurde das begrenzte Platzangebot im Lokal erweitert. Im Wald auf der anderen Seite des Weges wurden zusätzliche Tische aufgestellt, später ein kleiner Aussichtsturm errichtet, der einen Blick über den Tiefen See ermöglichte. Als ab 1934 im PRIMERWALD die MUNA (Heeresmunitionsanstalt) aufgebaut wurde, schloß man das Objekt für den öffentlichen Publikumsverkehr. Ab 1940 wurde es als Kasino und Gefolgschaftshaus für die Beschäftigten der MUNA und des Heereszeuamtes ausgebaut und damit weiter für die Öffentlichkeit unzugänglich. 1941 wurden unter der Wirtin Frau Lukowski die WC-Anlagen erweitert und die Warmwasserversorgung des Objektes ausgebaut. Auch eine grosse zusätzliche Veranda wurde durch Kriegsgefangene errichtet. Nach dem II. Weltkrieg lag das Objekt im Sperrbereich des neuen Objekts der kasernierten Volkspolizei, das später an die Rote Armee überging. Die Gebäude verfielen, so dass heute zwischen den übrigen Hinterlassenschaften der MUNA auch die Grundmauern kaum zu finden sind.
Und heute? Mit etwas Gespür für den Weg unter den Füssen kann man ab dem alten Bahnhof der MUNA der kaum noch erkennbaren, gepflasterten Strasse durch den Wald Richtung GREMMELIN folgen und findet dann mit etwas Glück einen fast zugewachsenen Ziegelhaufen im Wald. Der ist mittlerweile offensichtlich schon intensiv untersucht worden. Im Gegensatz zu meinem Besuch kurz nach Freigabe des Geländes hat jemand mittlerweile etliche Scherben von Geschirr ausgegraben. Sicher erkennbar ist heute eigentlich nur die Eingangsstufe der Tür zur 1926 angebauten Veranda.