Adolf Nerger gehörte zu den zahlreichen Kleinunternehmern die mit dem Postkartenboom für einige Jahre ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Die Geschichte seines Gewerbes lässt sich nur unvollständig rekonstruieren, da er offenbar kein Geschäftslokal besass, sondern seine Produkte als über Land reisender Handelsvertreter an den Mann brachte. In den Mecklenburger Volkszählungen und bei sonstigen Eintragungen nennt er Kaufmann oder Geschäftsreisender als Beruf. Geboren wird Adolf Nerger 1864 als Sohn eines Apothekers in TESSIN. Er war ein Onkel des Korvettenkapitän Karl-August Nerger, der im Ersten Weltkrieg durch seine Kaperfahrt mit dem Hilfskreuzer "Wolf" einige Berühmtheit erlangte. 1889 lebte Adolf Nerger in DOBERAN und heiratete dort Caroline Ehlers (genannt Auguste); 1890 kommt sein Sohn Fritz zur Welt und 1898 die Tochter Wally. Womit er zu dieser Zeit als Kaufmann handelt bleibt unklar. Seit 1900 lebt die Familie wieder in ROSTOCK, zunächst in der Wiesenstrasse 3, später im Friedhofsweg 34. In den Rostocker Adressbüchern wird für Adolf Nerger nie ein Gewerbe genannt. Die frühesten für ihn produzierten Ansichtspostkarten tragen Poststempel aus dem Jahre 1904. Zunächst lautet die Bezeichnung "Verlag: A. Nerger, Rostock", später "Photo und Verlag A. Nerger, Rostock". Letzteres deutet darauf hin, dass er auch die zugrundeliegenden Fotografien selber fertigte oder dies direkt in seinem Auftrag geschah. Der grösste Teil der von ihm verlegten Postkarten zeigt Motive aus Rostock und den direkten Vororten. Aber auch von kleineren Ortschaften weiter ab tauchen immer wieder Motive auf. Herstellen liess er seine Postkarten offenbar von unterschiedlichen Druckereien, die aber mangels Imprint fast nie zu identifizieren sind. Nur einige Postkarten lassen sich nach 1910 eindeutig der Hamburger Firma Knackstedt & Co. zuordnen. Von GÜSTROW sind keine Karten von Nerger bekannt, aber offensichtlich lieferte er für einige Ansichtskarten der Rheinischen Kunstverlagsanstalt G.m.b.H, Wiesbaden mit Güstrower Motiven die fotografischen Vorlagen. Adolf Nerger starb 1913, der Verlag wurde dann unter seinem Namen von seiner Wittwe fortgeführt. Als Caroline (Auguste) Nerger dann 1923 starb, führte der Buch- und Papierhändler Erich Rönnberg die Firma weiter und veröffentlichte unter dem Namen "A. Nerger Nachfolger" bis Anfang der 1930er Jahre Ansichtspostkarten von ROSTOCK.
Zahlreiche seiner Postkarten aus ROSTOCK sind zu sehen bei Rostock früher - Verlag A. Nerger, Rostock
Fotografien zu Postkarten von GÜSTROW