Texte und Quellen

Bericht über die Einweihung des Denkmals auf dem Friedhof, Mai 1918 (flämisch)

Einweihung des Denkmals auf dem Friedhof des Kriegsgefangenenlagers in Güstrow

In Anwesenheit des Offizierskorps des Lagers, wurde am Sonntag, den 21. April 1918, die Einweihung des von Kriegsgefangenen aller Nationalitäten errichteten Denkmals in bleibender Erinnerung an ihre Mitkämpfer errichtet, die in einem fernen fremden Land starben und deren Augen von keiner geliebten Hand geschlossen wurden. Die im Lager anwesenden Kriegsgefangenen hatten sich auf dem Hügel versammelt, auf dem sich der Friedhof befindet. Unmittelbar nach der Ankunft von Oberst von Matheson, dem Kommandeur des Lagers, spielte das Sinfonieorchester Beethovens Largo und das Denkmal wurde enthüllt: ein Obelisk aus feinstem Bremer Sandstein mit zwei allegorischen Figuren auf der Ostseite: einem Engel und einer weinenden Frau. Im Engel sind die Seelen derer, die um ihn herum ruhen, personifiziert. Seine Hand umklammert den Stumpf eines Schwertes und zu seinen Füßen ruht ein zerbrochener Schild: Er ist entwaffnet, aber seine ganze Haltung spricht von männlichem Mut und Hoffnung für die Zukunft. Als Symbol des weinenden Vaterlandes kauert sich eine Frau ihm gegenüber. Ein französischer Bildhauer entwarf das Denkmal. Der flämische Bildhauer H. Schouteten war maßgeblich an der Ausführung beteiligt.

Der Vorsitzende des Komitees hielt die übliche Gedenkrede. Er zeigte den traurigen Tod der Gefangenen. Sie starben auch für das Land, aber weit entfernt von ihrem Volk, in aller Einfachheit. Einfach ist dann auch die Inschrift des Denkmals: eine einzige Nummer - 1914. Aber "wenn der Wanderer später am Denkmal vorbeikommt und diese Nummer liest, wird er die Soldaten begrüßen, die in Gefangenschaft als Helden vor langer Zeit gestorben sind." Dann rezitierte ein junger Franzose Victor Hugos Gedicht "Hymne aux Morts". Ein zahlreicher englischer Männerchor sang ein kirchliches Lied "The old 100th". Ein Russe zitierte die Worte des russischen Dichters Puschkin: "Obwohl es dem taub gewordenen Körper, in dem er stirbt, gleichgültig ist, ruhe ich mich lieber an einem geliebten Ort aus." Dann sprach er vom letzten Wunsch so vieler toter, zu junger Leute.

Im Namen der Kommandantur des Lagers übernahm der Herr Kommandant das Denkmal. Er nannte es treffend ein Geschenk und einen Abschiedsgruß an die verbleibenden Krieger. Der Garnison-Verwaltungs-Inspektor Siefken versicherte den gegenwärtigen Kriegsgefangenen, dass die deutsche Verwaltung das Denkmal für alle Zeiten schützen werde. Im Namen des Offizierskorps des Lagers setzte der Oberst dann eine kostbare Krone auf das Denkmal. Vertreter der Kriegsgefangenen der verschiedenen Nationen ehrten die Erinnerung an ihre toten Gefährten mit Blumendolden und Kränzen, die mit den Nationalfarben geschmückt waren, für die die Lebenden und die Toten in denselben Reihen gekämpft hatten. Die Musik spielte Chopins Trauermarsch und alle Teilnehmer zogen mit einem stolzen Soldatengruß am Denkmal vorbei.

VICTOR STROOBANTS.

Quelle:  HET Archief - Onze Taal, Mai 1918

Der gleiche Artikel auch im Vlaam leven: zefstandig geillustreerd weekblad vom 9. Juni 1918, Seite 13; allerdings mit Abbildung des Denkmals.

Quelle:  HET Archief - Vlaam leven: zefstandig geillustreerd weekblad vom 9. Juni 1918