Mitte der 1920er Jahren wurden die Baracken, soweit noch nutzbar, nach und nach verkauft. Die weitaus meisten sollen als Brennholz weiter verwertet worden sein. Die Gräber des Lagerfriedhofes blieben wohl in jenen Jahren weitgehend ungepflegt, so dass sich dichterer Bewuchs ausbreiten konnte. Lediglich das Areal um das Totenmal wurde besser gepflegt. Irgendwann nach 1940 wurde auch die Inschrift auf dem Obelisken durch eine weisse Fassung hervorgehoben und zugleich um das Jahr des Kriegsendes 1918 ergänzt. In diesem Zusammenhang wurde wohl auch das gesamte Denkmal instand gesetzt. Mindestens bis 1945 soll es weitgehend unverändert geblieben sein.
Als dann Ende der 1930er Jahre ein einfacher Fliegerhorst der Luftwaffe auf dem flachen Areal entstand, richtete man unterhalb der Sanddüne in unmittelbarer Nachbarschaft des Friedhofes einen Schiessplatz ein. Nach 1945 gehörte dann fast das gesamte Gelände zum Übungs- und Schiessplatz der in Güstrows Umgebung (vor allem in PRIMERWALD) stationierten sowjetischen Truppen. Der Zugang war bis zur Wende nicht mehr möglich. Das Totenmal soll sich aber noch um 1960 in relativ gutem Zustand befunden haben. Wann genau die weitgehende Zerstörung einsetzte bleibt unklar. Der zur Strasse nach GLASEWITZ gelegene Teil dieses Areals diente ab 1956 der paramilitärischen GST (Gesellschaft für Sport und Technik) der DDR als Segelflugplatz. Erst nach der Wende und der darauf folgenden Beräumung der militärischen Altlasten wurde das Gelände wieder zugänglich. Der alte Schiessplatz wird heute von einem Schützenverein genutzt. Der Flugplatz wird von einem Aero-Club in Betrieb gehalten und auf einem Teil des übrigen Geländes entstand ab etwa 1990 ein Gewerbegebiet.
Bei meinem Besuch Ende September 2018 war die Lage auf dem Friedhof unverändert. Das Gelände wurde lediglich gemäht und die Wege mittels Technik grasfrei gehalten. Das Denkmal zerfiel weiter. Die losen Bruchstücke, die vor 5 Jahren noch zu sehen waren, hatte man mittlerweile entfernt. Die Info-Tafel für das Naturschutz-Gebiet liegt im Graben. Eine Ausschilderung des Ortes suchte man vergeblich. Vielleicht war das auch besser so: auf den ausländischen Besucher, der auf der Suche nach dem Aufenthalts- oder Sterbeort seiner Verwandten ist, wirkt das Ganze doch eher verwahrlost. Auf der Kriegsgräberstätte ist man umgeben vom permanenten Geballer des nahen Schiessplatzes. Vermutlich ist jede deutsche Kriegsgräberstätte in der tiefsten Ukraine, oder wo auch immer wir Deutschen in den Krieg gezogen sind, besser gepflegt als dieser Friedhof direkt vor unserer Haustür. Es ist eben ein fast vergessener Ort unserer Geschichte.
2021 gelang es dem Kunst- und Altertumsverein mit Hilfe von Stiftungsmitteln das Totenmal zumindest in seinem Bestand zu konservieren. Eine Rekonstruktion wurde wegen der massiven Schäden und fehlender plastischer Entwürfe nicht realisiert. In der Zukunft ist auch eine Sanierung des übrigen Geländes geplant.
Impressionen vom heutigen Zustand des Lagergeländes: